Compliance-Risiken werden unterschätzt
Einer aktuellen Studie von CMS Hasche Siegle zufolge („Compliance-Barometer“) stufen nur 40 Prozent der befragten Unternehmen das Compliance-Bewusstsein der Mitarbeiter als gut bis sehr gut ein. 12 Prozent der Unternehmen stufen ihre Mitarbeiter sogar als schlecht oder sehr schlecht ein. Außerdem sei ein deutlicher Rückgang der Entscheidungsbereitschaft der Mitarbeiter in Compliance-Fragen wahrnehmbar. Awareness Schulungen für Themen der Compliance und von ethisch vertretbaren Schulungen tragen unserer Meinung nach zu einer grundlegenden Verbesserung einer solchen Problematik bei.
Den Verfassern der Studie bereitet ebenfalls Sorge, dass im oberen Management der Unternehmen eine nachlassende Unterstützung für die Themen der Compliance zu spüren sei. Tatsächlich ist zu beobachten: Während einerseits der Fokus vieler Geschäftsführungen jetzt hauptsächlich auf Industrie 4.0 und Digitalisierung liegt, sehen manche Compliance-verantwortliche in der Digitalisierung verbesserte Compliance Instrumente und Prozesse und sehen dies als Chance zur Verbesserung von Compliance. Diverse große und bekannte Unternehmen, die nach Krisen die Gesamtverantwortung für Compliance im Vorstand angesiedelt haben, haben diese Verantwortung aktuell wieder in eine untere Ebene delegiert. Viele Unternehmen haben beim Thema Compliance die EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und die damit verbundenen Risiken und Sanktionen in den Vordergrund gerückt. Durch diese genannten Trends werden nach Meinung der Verfasser des „Barometers“ derzeit die Korruptionsrisiken deutlich unterschätzt. Problematisch, zumal die Risiken und Konsequenzen aus Korruptions- oder Kartellverstößen erheblich gravierender für die Unternehmen sind. Zumal „Transparency International“ darauf hinweist, dass aus Sicht der Unternehmensleiter Korruption und Bestechung in Wirtschaft und öffentlichen Institutionen in Deutschland eher zunehmen.